Mittwoch, 24. August 2016

British Hills - Tag 1

Ich habe hier Internet gefunden und mir gedacht, dass ich jetzt live aus British Hills hier in der Präfektur Fukushima einen Bericht verfasse. Der erste Tag war unglaublich anstrengend aber wiederum auch sehr toll.
Gestern Abend bin ich also bei meiner neuen Übergangsfamilie angekommen und musste mich auch schon für die Reise fertigmachen. Ich habe insgesamt nur drei kleine Taschen vollgepackt und ich musste feststellen, dass ich mit Abstand am wenigsten Gepäck dabei habe, denn alle anderen, mit denen ich hier gerade bin, haben deutlich mehr mitgenommen.
Nachdem ich also gestern sehr spät ins Bett gefallen bin, kam ich heute nur sehr schwer aus den Federn. Der Tag begann heute schon sehr früh damit, dass ich meinen neuen Schulweg gleich ausprobieren durfte, denn der Treffpunkt für die Reise war natürlich meine Schule. Dort angekommen stand auf dem Schulhof schon ein großer Reisebus bereit. Ich meldete mich an, gab mein Gepäck ab und setzte mich auch schon in den Bus. Ich hatte glücklicherweise während der ganzen Busfahrt meinen Cardigan dabei, denn ohne wäre ich erfroren. Japaner übertreiben es definitiv immer mit ihrer Klimaanlage.

Ich dachte, ich müsste während der gesamten Fahrt über alleine sitzen, da ich niemanden kannte, doch das änderte sich durch das Ergreifen von Initiative meinerseits. Als bereits alle im Bus Platz genommen haben, habe ich festgestellt, dass Yukine, Schülerin der Klasse 1-5, allein saß. Ich reagierte schnell und fragte, ob ich neben ihr Platz nehmen dürfe, was sie bejahte. Sie redete leider nur sehr wenig aber ich habe erfahren, dass sie in Urayasu wohnt und im Musikclub tätig ist. Wenigstens war ich während der Fahrt nicht allein.



Natürlich legten wir auch eine Rast ein. Das geschah in der Stadt Sano in der Präfektur Tochigi. Ich weiß nicht, woher ich diese Angewohnheit habe, aber ich schaue immer gerne auf die Kfz-Kennzeichen von Autos, denn mich interessiert immer, aus welcher Region Japans die Fahrerinnen und Fahrer der Autos stammen.





Unser Reisebus, in den der Name unserer Schule, also GAKKAN, eingraviert ist. Obwohl unsere Schule in der Stadt Urayasu liegt, sagt das Kfz-Kennzeichen des Busses aber aus, dass dieser aus der Stadt Narashino stammt. Das finde ich in der Präfektur Chiba sehr komisch, denn irgendwie kommen alle Autos aus Narashino, obwohl dem meistens nicht so ist. Meine erste Gastfamilie wohnt mitten in der Stadt Funabashi aber auf ihrem Auto findet man auch anstelle von Funabashi wieder Narashino. Komisch.



Das Mittagessen, welches ich bei der Raststätte zusammen mit Yukine aß. Irgendwie redete sie auch nicht mit den anderen, sodass ich den Verdacht schöpfe, dass sie sich nicht so gut mit ihnen versteht.
Vielleicht ändert sich das aber während wir hier sind noch.



Die Präfektur Tochigi ist sehr bekannt für seine Erdbeeren, sodass ich mir das hier als Andenken kaufte.

Danach ging es von der Präfektur Tochigi aus weiter nördlich in die Präfektur Fukushima und es war für mich ein unglaubliches Gefühl, die Grenze zu passieren. Die damals für mich unüberwindbare Grenze. Wenn Leute in Deutschland hören, dass ich freiwillig eine Reise in die Präfektur Fukushima gemacht habe, dreht sich bei ihnen mit Sicherheit der Magen um, denn alle haben irgendwie so ein Bild bekommen, dass Fukushima wegen der Katastrophe damals sehr gefährlich sei, was ich irgendwie nicht mehr nachvollziehen kann.
Als wir immer weiter bergaufwärts fuhren, entfernten wir uns damit auch gleichzeitig immer weiter von der Zivilisation. British Hills liegt sehr hoch gelegen in den Bergen. Als wir dann ankamen, wurde erst einmal gejubelt. Ich habe mich auch sehr gefreut.
Direkt nach der Ankunft sollten wir uns alle in das Hauptgebäude begeben und wir haben in einem Saal verschiedene Reden gehört, selbstverständlich auf Englisch, was es für mich sehr stark vereinfachte. Es wurde leider extrem langsam gesprochen und alle Wörter wurden auch sehr deutlich ausgesprochen, sodass es wirklich jeder verstehen konnte. Ich bin aus Deutschland eigentlich eher sehr schnelles und nicht so deutlich gesprochenes Englisch gewohnt.
Während der Erklärungen erhielten wir auch unsere Zimmerschlüssel. Ich bin zur Zeit hier mit Hina und Mana aus der Klasse 1-5 im selben Zimmer. Das haben wir schon früher festgelegt gehabt. Beide sind extrem freundlich und total hübsch.

Später erhielten wir noch einen Rundgang durch die Einrichtung.
Ich hoffe, dass es nicht zu viele Bilder werden, aber heute ist einfach so viel passiert, dass ich viele einfügen muss.



Das hier ist die Bibliothek, die, wie man sieht, sehr europäisch eingerichtet ist. British Hills soll eben an Großbritannien anlehnen. Für Japaner zum Umfallen schön, da sie es nicht gewohnt sind, für mich als gebürtige Deutsche mehr als normal.



Sehr schön eingerichtet.



Hier werden wir morgen früh Snooker spielen, eine andere Form von Billard. Da bin ich ja mal gespannt, denn ich bin überhaupt nicht begabt, was Billard angeht. Die anderen scheinen sich jedoch schon sehr darauf zu freuen.



Auch gibt es hier eine kleine Kirche, die bei mir überhaupt nicht für Begeisterung sorgen konnte. Ich hoffe, hier niemanden mit meinen Worten zu verletzen, aber ich persönlich halte nichts von Religion. In Japan gibt es schon strenggläubige Menschen, wie zum Beispiel meine Gastfamilie Nakamura, aber viele sind auch einfach nur Atheisten.



Wenn man dort hinten die Treppe abwärts geht, gelangt man zur Rezeption.



Mich begeistert es sehr, mal mit männlichen japanischen Jugendlichen in meinem Alter interagieren zu können. Das war schon immer einer meiner Träume gewesen.



Irgendwie haben viele Mädchen an diesem Tisch ein Bild von sich aufnehmen lassen, sodass ich es ihnen gleichtat, auch wenn ich den Sinn dahinter nicht ganz verstanden habe. Das Bild hier ist also ein eindeutiger Beweis für die Existenz von Gruppenzwang!



Das hier wirkt sehr edel, wie ich finde.



Der Speisesaal, in dem wir bis zum 26. August nun also immer frühstücken, zu Mittag und zu Abend essen werden. Ich freue mich sehr!



Das hier ist der Haupteingang vom Hauptgebäude. Ich finde das mit den Flaggen sehr schön. Großbritannien trifft auf Japan!

Nach dem Rundgang hatten wir also alle Zeit für uns und statteten zugleich unseren Zimmern einen Besuch ab:



Das ist das eher klein gehaltene Zimmer, welches ich mir hier mit Mana und Hina teile. Mein Bett ist genau das, welches man in diesem Bild hier nicht sehen kann, also das neben der Tür. Irgendwie lande ich immer auf dem Bett neben der Tür.

Nach einer kleinen Rast in unseren Zimmern ging es zurück zum Hauptgebäude. Wir sahen uns zu dritt da nur ein bisschen mehr um.

Übrigens haben wir vorhin während der Erklärungen in dem Saal ziemlich viel Papier bekommen. Wir können hier eine Art Schnitzeljagd machen, indem wir zu verschiedenen Orten hingehen oder mit verschiedenen Leuten kommunizieren und am Ende dann, wenn wir alle Stempel beisammen haben, uns einen kleinen Preis abholen dürfen. Das werde ich definitiv machen.



Wieder sehr edel angelegt.

Dann ging es auch endlich zum Abendessen, welches wir diesmal nicht im Speisesaal zu uns nahmen, sondern in einer kleinen Bar in der Nähe des Hauptgebäudes.
Es war ein Büffet und ich habe mich überhaupt nicht zurückgehalten, wie man sieht. Ich hatte eben Hunger. Außerdem hatte es mich sehr glücklich gemacht, endlich wieder halbwegs europäisches Essen konsumieren zu können. Auch wenn ich gerade in Japan bin, bleibe ich trotzdem Europäerin.



Es schmeckte sehr gut.

Nach dem Essen sind wir zurück in das Erdgeschoss der Bar gelaufen. Das Abendessen fand nämlich nicht im Erdgeschoss, sondern im ersten Stock statt.
Dort setzten wir Mädchen uns ganz hinten in die Ecke.



Ratet mal, wer gefragt hatte, ob dieses Bild von uns aufgenommen werden darf. Richtig, ich war das. Leider sieht man mich hier nicht ganz durch Yukine.

Dann sollten wir uns in Gruppen aufteilen, um ein Spiel zu spielen. Unsere Mädchengruppe war zu groß und die der Jungs zu klein, sodass Kanna und ich uns dazu bereit erklärten, zur Gruppe der Jungen wechseln.



Also redete ich endlich auch einmal wirklich mit Jungs in meinem Alter. Sie waren alle voll nett und haben mich voll viel über Deutschland ausgefragt. Es waren natürlich aber auch wieder komische Fragen dabei.



Meine Freundin Kanna aus der 1-5 und ich.





Zwei weitere Gruppen.

Als ich um ein Bild gefragt habe, hat der Mitarbeiter sich mein Handy geschnappt und erst einmal von den anderen Bilder gemacht, bevor er zu mir zurückkam und dann das Bild von uns aufnahm. Irgendwie mag ich den Humor von den Mitarbeitern hier.
Noch etwas. Die Mitarbeiter hier kommen nicht alle aus Großbritannien, sondern aus allen möglichen englischsprachigen Ländern. Schottland, England, Wales, Irland, Australien, USA, Kanada, Südafrika und so weiter. Das finde ich auch besser so, denn so hört man auch unterschiedliche Arten von Englisch. Es hatte sich auch niemand gewundert, was ich als Ausländerin zusammen mit japanischen Schülerinnen und Schülern dort suchte. Das fand ich etwas verwirrend, denn normalerweise bekam ich immer die Frage gestellt, wer ich sei und was ich in Japan mache.

Kurz noch zu dem Spiel, welches wir gespielt haben.
Wir haben Bilder bekommen und sollten sagen, wie die abgebildeten Figuren auf den Bildern heißen, was nicht so einfach war, da ich auch nicht alle kannte. Im Endeffekt haben wir leider aber verloren. Wir waren aber auch wirklich schlecht.

Der Abend fand dann auch irgendwann sein Ende und ich war ganz froh darüber, denn ich bin total müde. Kein Wunder, denn ich habe die letzten Tage ja schon viel durchmachen müssen.



Auf dem Weg von der Bar zurück zu unserem Zimmer. Es wurde nachts dann auf einmal extrem neblig und man konnte kaum etwas erkennen. Das zeigte wieder, dass wir uns hoch oben auf einem Berg befinden. Es hängen hier auch Schilder aus, die einem zeigen, dass man aufpassen soll, keinem wilden Tier wie einem Bären zu begegnen.

Ich bin hundemüde, hatte dennoch heute extrem viel Spaß. Danke.

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