Montag, 26. September 2016

Zurück in Deutschland

Leider muss ich euch hier mitteilen, dass ich nach wie vor noch nicht in Deutschland angekommen bin. Meine Gedanken sind tagtäglich nur bei Japan und obwohl ich WYS eigentlich nicht mögen sollte dafür, dass sie mich vorzeitig heimgeschickt haben, denke ich trotzdem jeden Tag an meine beiden Betreuerinnen, meine Gastfamilien und alle meine Freunde und Klassenkameraden in der Schule. Irgendetwas Anziehendes hatte meine Betreuerin. Ich kann sie einfach nicht vergessen. Es ist mittlerweile schon vierzehn Tage her, dass ich zurückgekommen bin, trotzdem hören diese Gedanken einfach nicht auf. Mein Verlangen, zurück zu gehen, ist größer denn je. Dennoch gehe ich nächstes Jahr für 6 Wochen wieder zurück. Ich kann es kaum erwarten.
In der Schule mache ich zur Zeit Rudern. Schule läuft im Moment nicht so unglaublich gut aber auch nicht so schlecht. Es wird schon wieder irgendwie. Nächste Woche ist schon die erste Klausur in meinen Leistungskursen Englisch und Geographie, die vier Stunden gehen werden. Fächer wie Spanisch und Physik habe ich komplett abgewählt. Also für alle, die immer gefragt haben, was ich mit Schule in Deutschland gemacht habe: ich habe nicht wiederholt und bin direkt in die Oberstufe gekommen. Andere müssen ja wiederholen, aber was soll man machen... Meine Schule ist toll und lässt mich direkt normal weitermachen! Vielen Dank wenigstens dafür! Generell, mir geht es wieder etwas besser und ich fühle mich wieder lebendiger.

Ich strenge mich weiterhin in allem an.
Danke für eure Aufmerksamkeit und euer Verfolgen bis hierhin.

Montag, 12. September 2016

Aller Anfang und Flughafen Amsterstam-Schiphol

Nach 11 Stunden Flug bin ich nun in Amsterdam-Schiphol, mein zweiter Flug nach Berlin-Tegel wird in dreißig Minuten los gehen. Ich freue mich mittlerweile sehr, meine biologische Familie wieder zu sehen! Ich meine, ich war nun insgesamt 203 Tage alleine wegen Japan weg, klar freut man sich da doch schon. Übrigens wurde ich von meiner ersten Gastfamilie, die in Funabashi lebt, von meiner dritten Gastfamilie, die in der Stadt Chiba lebt, mit dem Auto abgeholt und zum Flughafen gebracht. Ohne ihre Hilfe wäre es echt kompliziert dort gewesen... Zumal ich allein dreihundert Euro wegen zwei zusätzlichen Koffern zahlen durfte... teuer!
Da ich mir aber einen speziellen Sitzplatz für den langen Flug gebucht habe, war dieser doch ganz bequem. Das Geld hat sich dafür jedenfalls gelohnt. Geweint habe ich nicht, das habe ich die vergangen Tage, nein, MONATE schon genug wegen allem. Mein Jahr hier verlief einfach so anders als erwartet, das macht mich so traurig, sauer und ich bin auch sehr enttäuscht. Ich werde, was meinen Austausch in Japan angeht, nie wieder weinen, das habe ich mir geschworen. Dennoch war es ein wenig schwer, nicht zu weinen, da meine Gastmutter einfach anfing, zu weinen, als sie mich am Flughafen in die Arme nahm und wir uns verabschiedeten... Ist übrigens schon unglaublich, ich meine ich lebe seit Ende Juli nicht mehr mit meiner ersten Gastfamilie aber trotzdem haben wir uns die letzten Tage noch einmal zum Abschied getroffen und sie haben mich zum Flughafen gebracht. Deshalb auch aller Anfang - mit ihnen hat mein Jahr hier begonnen und mit ihnen hat es auch geendet. Danke euch allen, wir sehen uns nächstes Jahr wieder in Japan!



Sonntag, 11. September 2016

Japan weint... genau wie ich...

Ab heute wird es laut der Wetterprognose jeden Tag regnen. Ich habe das Gefühl, Japan weint für mich mit. Weinen tue ich zwar nicht mehr, trotzdem bin ich nicht ganz glücklich mit der Entscheidung. In 24 Stunden werde ich wieder im Flugzeug in Richtung Amsterdam sitzen...
Ich bin wirklich sehr traurig und enttäuscht, es hätte so niemals kommen dürfen.
Warum das nun so passiert ist, will ich nicht in die Öffentlichkeit schreiben und ich gebe auch niemandem die Schuld. Was kommt, das kommt eben.
Danke trotzdem allen Leuten, die bei meinem Schüleraustausch in Japan beteiligt waren. Irgendwie hatte ich ja doch eine gute Zeit und ich werde es definitiv sehr vermissen.

Freitag, 9. September 2016

Der letzte Schultag

Heute war er also. Der letzte Schultag an der Tokyo Gakkan Urayasu Senior High School als Austauschschülerin, als Repräsentantin aus Deutschland, als nicht richtiges Familienmitglied auf Zeit in der Familie Misuno. Als unglücklichste Person der Welt gerade.
Heute war also einer der schlimmsten Tage meines bisherigen Lebens. Sich bei allen verabschieden. Das Leben, welches man sich hier hart aufgebaut hat, loszulassen. In drei Tagen wieder zurück in Deutschland zu sein. Wie ich mich fühle, ist klar. Total sauer und auch sehr traurig. So ist meine Gefühlslage übrigens schon seit mehreren Tagen, denn ich fühle mich so machtlos. Ich kann gar nichts ändern, niemanden mehr umstimmen, mich doch hier zu behalten. Sie alle wollen, dass die Austauschschülerin Celin in Japan nicht mehr existiert. Na gut, ich gebe wirklich nach. Es ist zwecklos und ich mache mich dadurch nur fertiger, als ich es schon bin. Ihr habt gewonnen.
So, genug schlechte Stimmung verbreitet. Nun zum heutigen Tag. Da ich gerade alles, was ich heute erlebt habe, schon in mein Tagebuch aus Papier geschrieben habe, teile ich dessen Inhalt einfach direkt mit euch, denn ich habe keine Lust, jetzt noch einmal alles zu erzählen und die Sätze von neuem zu formulieren. Es fällt mir gerade einfach wirklich extrem schwer, etwas diesbezüglich zu sagen, jedoch habe ich mir selbst zur Aufgabe gemacht, hier alles niederzuschreiben. Als Erinnerung an alles für mich selbst.

Ab hier direkt aus meinem Tagebuch

Heute fand dann also der Tag statt, den ich lange fürchtete, auf den ich mich aber auch freute: mein letzter Schultag an der Tokyo Gakkan Urayasu Senior High School. Ich stand etwas früher auf, damit ich so vieles wie möglich von meinem letzten Tag an meiner Schule filmen konnte.
Es fand ganz früh am Morgen gegen 5:22 Uhr übrigens wieder ein Erdbeben statt, dessen Ursprung direkt in meiner Stadt lag.
Ich filmte so gut wie alles - vom Aufstehen bis hin zum Fertigmachen, Zähneputzen, Frühstücken und sogar zum Anziehen der Schuhe. Heimlich aber, ich fand es vor Yurie etwas peinlich. Mir hätte es aber auch egal sein können, denn ich sehe sie in 3 Tagen eh nie wieder. Dennoch gibt es ja diesen Spruch: "Man sieht sich immer zweimal im Leben." Bitte nicht... Oder doch? Zur Zeit sind meine Gefühle ein einziges Chaos. Generell, so ein Austausch ist so mit Emotionen und Gefühlen verbunden und war damit manchmal echt eine Qual für mich. Jedenfalls ging ich an meinem letzten Tag antriebslos zur Schule und filmte auch viel vom Schulweg und vom Schulgebäude, so zur Erinnerung.
Ich fand es dennoch doof, dass ich selbst noch an meinem allerletzten Tag wie sonst immer regulär am Unterricht teilzunehmen hatte. Der Unterricht war halt wie immer... und obwohl Yamada-sensei, mein Klassenlehrer, morgens beim Short Homeroom offen und deutlich sagte, dass heute mein letzter Tag ist, behandelten mich meine Klassenkameraden halt wie immer und waren eher abweisend und kalt zu mir, also halt wirklich wie immer. Ich war es ja schon gewöhnt und es hätte wahrlich an einem Weltwunder gegrenzt, wären sie irgendwie anders zu mir gewesen. Eigentlich schon traurig, nicht?







Der Tag verstrich sehr langsam. Die Mittagspause war aber schön und traurig. Ich aß nämlich wieder mit Yurina zu Mittag im Speisesaal und der Abschied fiel mir sehr schwer. Sie ist mir in der kurzen Zeit hier so unglaublich wichtig geworden.



Ich hatte viel Spaß mit ihr und werde sie sehr vermissen. Wäre sie nicht gewesen, wäre die Motivation, noch in Japan zu bleiben, nicht so groß gewesen. Von ihr bekam ich zum Abschied noch Briefe, einen sehr niedlichen Schlüsselanhänger und Kekse. Ich habe mich sehr darüber gefreut und sogar ihre Mutter hat mir eine Karte geschrieben und mich eingeladen, dass wenn ich wieder in Japan bin, gerne zu ihnen nachhause kommen kann. Das werde ich auch dann auch machen 2017. Nach der Mittagspause hatte ich Sport und ich ließ mit Absicht meine Sportsachen zuhause, weil ich erstens nicht so viel mit zur Schule bringen wollte, da ich später nach der Schule eh noch so einiges wie Schulbücher zu schleppen hatte und zweitens, weil ich keinen Sinn mehr darin sah, für eine Stunde noch mitzumachen. Also saß ich am Rand auf dem Sportplatz draußen und sah ihnen zu. Sie machten Vorbereitungen für das kommende Sportfest, an dem ich nicht mehr teilnehmen würde. Ich saß also am Rand, erst allein, bis ich Besuch bekam von einem Schüler der 12. Klasse. Wir redeten nur kurz, er sagte mir, dass er mich liebt. Da er nicht allein war und die Leute hinter ihm lachten, ich außerdem nie zuvor mit ihm geredet habe, wusste ich, dass er mich nur auf den Arm nehmen wollte. Witzig war es dennoch. Auch während des Unterrichts filmte ich kurz, einmal erst mit Misserfolg, das nächste Mal klappte es aber. Die letzte Stunde war ganz gut wie immer, ich mochte Hiiro-sensei sehr. Er unterrichtet moderne Literatur, selbstverständlich auf Japanisch. Verstanden habe ich es nie wirklich zu 100%, dennoch habe ich es immer geliebt, all die Kanji abzuschreiben. Generell liebe ich es, Kanji zu schreiben. Vor allem habe ich immer gern alle 47 japanischen Präfekturen mit all ihren Kanji einfach so aufgeschrieben, weil ich es eben kann. Nach dem Unterricht hieß es, zunächst von meiner Klasse Abschied zu nehmen. Yamada-sensei holte mich plötzlich nach vorn und erklärte mir, dass ich eine kurze Rede vor allen zum Abschied halten soll. Ich war nicht vorbereitet, es kam sehr plötzlich und es war mir auch etwas peinlich, also wollte ich nicht nach vorne gehen, aber Yamada-sensei bestand darauf. Ich ging also widerwillig zum Lehrerpult und erst fiel mir nichts ein, was ich hätte sagen können, denn richtige Freunde habe ich nicht in meiner Klasse, also bedankte ich mich für die Zeit miteinander und meinte noch so etwas wie dass ich mich auf das nächste Treffen miteinander freue. Erst wollten sie gar nicht applaudieren, was auch einerseits verständlich war, andererseits mich etwas traurig gemacht hätte, doch wiederwillig taten sie es. Von Miyabi, der Klassensprecherin, die am ersten Schultag direkt auf mich zukam und bei der ich dachte, dass wir gute Freunde werden können, bekam ich zum Abschied ein selbst gemachtes, kleines Geschenk von meiner ganzen Klasse. Eine Tafel, die eigentlich in der Kalligraphie benutzt wird, nur nicht mit einem Pinsel geschriebenen Kanji beschriftet, sondern mit kleinen Nachrichten von all meinen Klassenkameraden an mich. Dennoch war der Inhalt der Nachrichten hauptsächlich identisch, somit stand um die vierzig Mal dasselbe auf der Tafel. Auch klebte unter den Nachrichten unser allererstes Klassenfoto gemeinsam, welches an meinem ersten Schultag aufgenommen wurde. Seitdem hatte ich es nicht mehr zu Gesicht bekommen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nicht einmal meine Schuluniform, Nostalgie...
Ich bedankte mich mehrfach und bekam beim Zusammenschieben der Tische noch Süßigkeiten von Chihiro aus meiner Klasse in die Hand gedrückt, wir machten alle zusammen zum Abschied noch ein Foto.



Danach ging ich das letzte Mal zum Kunstclub und sie planten eine Abschiedsparty für mich. Wir aßen viele Süßigkeiten, wir machten zum Abschied noch ein Gruppenfoto und vom Clubchef Moe bekam ich zum Abschied ein selbst gemachtes Album mit süßen Nachrichten und selbst gezeichneten, unglaublich guten Zeichnungen.



Ich war sehr glücklich.
Später lief ich noch alleine auf den Gang raus und filmte mit meinem Handy noch Teile der Schule. Dabei lief ich noch an der 2-5 vorbei, der Klasse von meinen Freundinnen Arisa, Mayuko und Mayu, die direkt gegenüber meiner Klasse, der 2-6, liegt. Ich schaute kurz heimlich rein und sah Arisa ein Bild an die Tafel malen. "Goodbye, CELIN", stand dort und ich konnte mich noch erfolgreich, ohne bemerkt zu werden, hinausschleichen. Später, nach dem Kunstclub, ging ich mit ihnen dann nachhause, in dieser Hitze und mit dem vielen Gewicht, welches ich zu tragen hatte, war es nicht so angenehm, zum Bahnhof zu Fuß zu gehen. Das Tafelbild hatte Arisa wieder entfernt. Ich hatte mich doch darauf so gefreut... Warum sie es wieder entfernte, weiß ich nicht. Wir standen gerade in der Nähe der Schule, als mir auffiel, dass ich eigentlich von meinen für das T-Shirt des kommenden Schulfestes gezahlten 5000¥ noch so um die 2000¥ wiederbekommen müsste, was ich zu dem Zeitpunkt aber nicht tat. 2000¥ sind immerhin um die 18€ und weil meine Freunde mich dazu antrieben, in der Schule deshalb anzurufen, tat ich es. Beziehungsweise tat es Arisa über das Handy von Mayuko. Das war witzig, vor allem als, während wir am Telefon warteten, eine kleine Melodie ertönte. Schließlich redete ich persönlich mit Yamada-sensei und er sagte mir, dass er das Restgeld zusammen mit dem T-Shirt zu mir per Post senden wird. Total lieb!
Also lief ich danach mit meinen Freunden zum Bahnhof Shin-Urayasu, wo wir unsere letzten Purikura gemeinsam aufnahmen.





Danach aßen wir noch Crêpe, wobei Mayuko und Arisa sehr müde aussahen.
Schließlich liefen wir noch zum Bahnhof, machten ein letztes Bild zusammen und ich verabschiedete mich von Mayu und Mayuko. Von Mayu erhielt ich noch einen Brief. Die Pose, mit der Mayu mir ihren Brief übergab, war total cool. Da Arisa und ich durch meinen Wechsel in eine andere Gastfamilie getrennt voneinander fahren mussten. Früher konnten wir das Stück bis Nishi-Funabashi immer zusammen fahren, da sie dort in den Zug in Richtung Ichikawa und ich in Richtung Kita-Narashino stieg. Am Bahnsteig wartete ich noch kurz mit ihr, verabschiedete mich und erhielt noch einen Brief. Ich werde sie so vermissen! Diesen Moment der Übergabe zögerte sie lange hinaus, doch ich hatte irgendwie schon im Gefühl, dass auch sie noch etwas für mich hatte. Total lieb. Vergessen werde ich sie drei definitiv nicht!



Jedoch war ich es nach wie vor etwas ungewohnt, nach vier Monaten den Zug in die andere Richtung zu nehmen. Ich konnte, obwohl von der Keiyo-Line minütlich Züge fahren, jedoch nicht jeden nehmen, sondern nur den einen in Richtung Soga, da Chiba-Minato, also die Station, an der ich umzusteigen hatte, nur vom Zug, der in Richtung Soga fährt, angefahren wird. Sonst gibt es noch Züge, die zum Beispiel nur bis nach Minami-Funabashi oder nach Kaihin-Makuhari fahren. Es war wirklich ungewohnt. Damals habe ich jeden, der nicht mit der Musashino-Line fahren muss, sehr beneidet. Ich mag die Musashino-Line bis heute nicht, denn von ihr kommt immer nur alle 20 Minuten ein Zug und nur sie fährt in Richtung Nishi-Funabashi, wo viele immer umsteigen, unter anderem auch ich damals. Aufgrund dessen, dass die Züge nur alle 20 Minuten kommen, sind diese immer unglaublich voll und man bekommt echt keine Luft dort. Diese zehn Minuten Zugfahren waren echt immer sehr schlimm und ich war froh, als diese vorbei waren. Also stieg ich dann in den Zug in Richtung Soga und kam irgendwann spät zuhause an. Sogar eigentlich zu spät, doch Yurie war eh wie immer wieder sehr lange auf der Arbeit. Kurz nachdem ich ankam und mich erstmal hinsetzte, gab es ein Erdbeben der Stufe 2, wie ich feststellte im Nachhinein. Jedoch nahm ich das Erdbeben gar nicht wahr. Wäre ich allerdings zu dem Zeitpunkt in meinem Zimmer gewesen, hätte ich es vielleicht schon wahrgenommen. In meinem Zimmer entging mir nie ein Erdbeben, selbst nicht so eines der Stufe 1 auf der Richterskala. Wie oft mich schon Erdbeben während der Zeit hier in Japan geweckt haben...



Nun, der Abend verlief wieder normal. Ich aß ein wenig Abendbrot, duschte dann später und da niemand zum Reden da war, ging ich dann hoch zu meinem Zimmer und verließ es später dann nur zum Fertigmachen fürs Bett. Ich fühle mich zur Zeit in dieser Familie eh nicht so wohl und es schien sie auch nicht zu stören, nur wenig mit mir zu reden. Von Baaba (Gasturgroßmutter) fehlte wieder jede Spur, sie ist wohl noch in Kamagaya.

Ich gehe nun ins Bett. Heute war ein sehr langer Tag.
Morgen geht es wahrscheinlich nach Shibuya.

Vorzeitige Rückkehr

Wie es schon im Titel steht, werde ich mein Auslandsjahr abbrechen müssen. Es ist nicht meine Entscheidung und ich will das auch nicht, aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Vor allem nicht als Austauschschülerin in Japan.
Zwar bin ich sehr, sehr, sehr traurig aber es gibt doch wieder eine Sache, die mich tröstet, und zwar die Tatsache, dass ich im Juli 2017 definitiv zurückkehren werde und nichts und niemand wird sich mir da in den Weg stellen.
Als Versagerin sehe ich mich nicht, ich habe mich genug angestrengt und nie aufgegeben aber es musste nun einmal so kommen.
Trotzdem bin ich froh, als Austauschschülerin mit WYS nach Japan gekommen zu sein, denn zu den vielen Tiefen gab es ja auch ganz viele Höhen.
Gestern traf ich übrigens meine erste Gastfamilie wieder, bei der ich bis Ende Juli 2016 leben durfte. Es war schön!
Heute fand also auch mein letzter Schultag an der Tokyo Gakkan Urayasu Senior High School statt. Geweint habe ich nur innerlich, meine Tränen sind schon aufgebraucht. Generell, weinen verbessert die Situation eh nicht, also unterlasse ich es von nun an gänzlich. Über meinen letzten Schultag werde ich noch einen Eintrag verfassen, der länger werden wird.
Hier erzähle ich euch, was so in den letzten Tagen alles passiert ist.
Am Dienstag, dem 06.09., habe ich erfahren, dass ich schon am 12.09. zurückfliegen muss. Über den Tag möchte ich nicht lange berichten. Ich sage nur so viel: meine Welt ist zusammengebrochen. Mir ging es wirklich sehr schlecht. Jetzt geht es mir wieder ein wenig besser, weil ich mich mit dieser ausweglosen Wendung abgefunden habe. Leider habe ich mir am gleichen Tag in der Schule den Fuß verstaucht, was gar nicht schön war. Außerdem wurde mir danach auch demonstriert, wie egal ich meinen Klassenkameraden bin. Keiner hat mich zum Krankenzimmer begleitet. Deshalb bin ich gerade in einer Phase, in der ich nicht mehr als Gleichgültigkeit empfinde. Natürlich habe ich keine gute Laune, wie man auch an meinem Schreibstil erkennen sollte.
Am nächsten Tag bin ich zum vorletzten Mal in die Schule gegangen. Es war wie immer. Am Nachmittag habe ich mich mit meiner Freundin Yurina zum Karaoke verabredet. Wir sind in ein Einkaufszentrum in der Nähe unserer Schule gegangen und haben dort erst einmal ein Bild mit dem Maskottchen der Präfektur Chiba aufgenommen. Danach waren wir Purikura aufnehmen und schließlich beim Karaoke.





Am darauffolgenden Tag fiel die Schule aufgrund eines Taifunes aus. Der Taifun kam dann doch nicht nach Chiba, weshalb der Schulausfall eigentlich unnötig gewesen ist. Trotzdem haben sich alle extrem darüber gefreut. Mir war es egal. Ich habe mich nachmittags mit meiner ersten Gastfamilie in Narashino getroffen. Wir waren zusammen essen. Ihre neue Austauschschülerin aus Ungarn hatten sie auch dabei. Vieles hatte mich wirklich aufgeregt. Zu mir waren sie von Anfang an knallhart, während sie der Austauschschülerin aus Ungarn verziehen, dass sie fast nichts an Gemüse isst, was ich absolut nicht verstehen kann. Meine Gastschwester Hiiro werde ich wirklich vermissen. Sie hat sogar fast angefangen zu weinen, als es hieß, dass wir uns verabschieden müssen. Gastmutter Yumi werde ich auch vermissen, aber ich werde nicht vergessen, wie sie mich im Laufe der Zeit verletzt hat.



Über heute werde ich jetzt gleich noch einen zweiten Eintrag verfassen.

Sonntag, 4. September 2016

加曽利貝塚公園 mit meiner Gastfamilie

Heute ist Sonntag und ich bin ganz froh, diesmal keine Schule gehabt zu haben. Mittlerweile geht es mir etwas besser nach diesem großen Schock von gestern. Ich probiere trotzdem, das möglichst beste aus der Situation zu machen...
Somit verbrachte ich den Tag recht entspannt.
Gastmutter Yurie nahm mich heute mit Gastschwester Aoi in den sich direkt neben unserem Haus befindenden Kasori Kaidzuka Park. Es befindet sich wirklich direkt neben unserem Haus hier in der Stadt Chiba was so cool ist! Bereits in der Schule während dem Unterricht Japanische Geschichte haben wir uns mit dem Zeitalter beschäftigt, sodass ich viele Kanji wiedererkannte, die Bedeutung dahinter mir allerdings nach wie vor noch unklar blieb. Mit Muschelhaufen sind die Überreste der von den Ureinwohnern Japans gegessenen Muscheln gemeint, die dort in diesem Park ausgestellt werden. Wir liefen also zu dritt mit Aoi dorthin. Der Park ist sehr hügelig, dennoch auch sehr schön gewesen. Wir mussten etwas langsamer laufen, da Aoi noch so klein ist und nicht so schnell laufen kann wie wir. Wir unterhielten uns eher gemäßigt, ich weiß immer nicht so recht, was ich mit Yurie reden soll... Sie ist meine Betreuerin und hat demnach viel Macht, deshalb. Wir liefen dann also runter in das sich direkt im Zentrum des Parks befindende Museum und ich schaute mir die Ausstellung sehr interessiert an. Aoi machte sich dort leider in die Hose, weshalb Yurie nicht bei mir bleiben konnte und draußen auf mich wartete. Es war trotzdem sehr interessant und leider habe ich überhaupt keine Bilder machen können, was mir so leid tut...
Danach liefen wir langsam aber sicher nachhause. Yurie hatte einen Sonnenschirm für sich mitgenommen, den Aoi die ganze Zeit haben wollte, ihn dennoch nicht bekam. Kinder sind dennoch klüger, als man vielleicht denken mag, sodass sie richtig dafür gekämpft hat. Sie hat etwas lauter herumgeschrien und einerseits fand ich es voll süß, da ich Aoi sehr gerne habe, auf der anderen Seite tat mir Yurie etwas leid... aber so sind Kinder eben und ich mag sie mittlerweile auch!
Am Ende konnten wir leider nicht einmal mehr zusammen nachhause gehen, da Aoi unbedingt die Hose gewechselt werden musste. Ich lief also ganz außen herum mit dem Kinderwagen zurück zum Haus, während Yurie und Aoi die Abkürzung nahmen. Das Haus ist nämlich mit einem kleinen Tor mit dem Park verbunden, wo der Kinderwagen nicht durch passt. Unser Spaziergang hat leider zu schnell geendet, war dennoch total schön und mit Aoi ist so etwas immer sehr unterhaltsam.
Sonst sind wir später dann, nachdem Aoi umgezogen wurde, zusammen draußen Mittag essen gefahren. Es war so lecker! Danke für den Tag! Mittlerweile habe ich gelernt, selbst für die kleinsten Sachen dankbar zu sein.

Samstag, 3. September 2016

Aus Albtraum wird leider Realität

Eigentlich bin ich gerade in einer total schlechten Stimmung, heute würde ich mal als den schlimmsten Tag meines Lebens hier in Japan bezeichnen. Diesmal wirklich.
Der Albtraum wurde Realität.
Ayukawa-sensei, der Lehrer, der mich betreut, meinte schon einige Tage zuvor, dass meine Betreuerin Yurie gerne zur Schule kommen möchte, um den aktuellen Stand der Dinge auch mit meiner Schule zu besprechen. Wie Ayukawa-sensei da mit mir geredet hat, ist mir immer noch sehr ins Gedächtnis eingebrannt. Sehr anders als sonst immer. Er klang irgendwie... enttäuscht? Er hat mich etwas heruntergemacht und mich fast nicht reden lassen und erzählte mir, dass mir nun sehr stark gedroht wird, dass man mich bald nachhause schickt aufgrund dessen, dass ich keine Gastfamilie zur Zeit mehr habe. Dennoch erwähnte er dann noch, dass er das sehr schade finden würde und er auch für mich versuchen wird, ein gutes Wort einzulegen. Heute war es dann schon soweit. Eigentlich hätte ich gar keine Schule gehabt heute, ging dennoch erstens wegen dem Besuch meiner Betreuerin, aber auch wegen meinem stattfindenden Kunstclub zur Schule. Im Kunstclub aß ich voller Angst und Panik mein von Yurie (meiner Betreuerin) zubereitetes Lunchpaket, redete noch mit allen möglichen Leuten und erzählte auch schon, was nun geschehen würde. Bis es kurz vor 13 Uhr war. Ich verabschiedete mich also von meinem Leuten im Kunstclub und ging herunter in das Zimmer, wo wir uns treffen würden und legte dort schon meine Sachen ab und ging daraufhin ins Erdgeschoss, um meine Schuhe zu wechseln und draußen auf Yurie zu warten, um ihr zu zeigen, wie man zu dem Zimmer kommt, in dem wir uns zu viert treffen. Ich stellte mich direkt an die Bushaltestelle, da ich eigentlich erwartete, dass sie mit dem Bus angereist kommt. Bis ein Taxi mich hupte... Yurie... peinlich. Ich lief das kurze Stück sprintend zur Schule zurück und da war sie auch schon. Die Teufelin. Ich ging also ahnungslos mit ihr zu dem Zimmer, wo Yamada-sensei (mein Klassenlehrer) und Ayukawa-sensei schon auf uns warteten. Das Gespräch fing schon so furchtbar an... sie erzählte von allen Ereignissen bis hierhin und betonte vor allem nur meine Problemzonen. Sie benutzte sehr höfliches Japanisch und verpackte dies in lange Sätze und sprach zudem noch sehr schnell, da ich den Inhalt allerdings schon auswendig kannte, verstand ich sie. Dann sollte ich rausgehen und in einem anderem Zimmer nebenan warten. Nach ungefähr 20 Minuten holten sie mich zurück und verkündeten mir ganz offen, dass ich nachhause geschickt werde sehr bald.
Wisst ihr, wie ich mich nach diesen Worten gefühlt habe? Meine Welt ist zusammengebrochen. Das kann doch nicht der Wahrheit entsprechen, oder? Sie lügen doch, oder? NEIN, es wird Realität...
 Oh mein Gott...
Ich redete daraufhin nicht mehr viel, fuhr mit Yurie dann nachhause, sprach sogar kein Wort mehr. Im Zug tat ich so, als ob ich schlafen würde, um sie nicht ansehen zu müssen. Meine Tränen unterdrückte ich nur sehr mühsam, in Japan kann man in der Öffentlichkeit nicht weinen. Wie es wohl sein wird, bald wieder zurück in Deutschland zu sein? Ich will es gar nicht wissen, wirklich, ich will hier bleiben... aber es geht nicht, das Urteil wurde gefällt und obwohl ich die Tage davor schon alles versuchte, sie umzustimmen, so kann ich es nicht. Ich werde es noch weiterhin probieren, ich bezweifle aber, dass es etwas bringt. Nein... Ich bin unendlich traurig. Verletzt. Gekränkt. Sauer.
Zuhause ging ich sofort in mein Zimmer und weinte mir meine ganzen Tränen aus. Mit meiner Gastfamilie konnte ich darüber ja nicht reden, sie wollten es ja eh. Ich bin wirklich weg Leute, es tut mir leid. Ich probiere trotzdem, hier wenigstens so fröhlich wie möglich zu klingen...
Wenigstens gab es mein liebstes Essen zum Abendbrot, japanischen Curry, der mich trotzdem nicht glücklich machte. Ich bin todunglücklich.

Freitag, 2. September 2016

Absolut kein besonderer Tag

Heute war wirklich kein besonderer Tag. Was erwartet man auch für Freitag?
Ich saß bis ungefähr 15:30 Uhr wieder in der Schule und bin daraufhin zu Starbucks am Bahnhof Shin-Urayasu gegangen, was ich mittlerweile ja fast schon täglich tue, weil ich zuhause kein WLAN habe, was ich etwas doof finde. Dennoch ist Starbucks hier etwas preiswerter als in Deutschland und schmeckt unglaublich gut, das Personal ist auch immer nett. Nach langem verbrachte ich also ein wenig Zeit wieder im Internet und schaute mir Videos auf YouTube an, was ich sonst nicht kann. Es war sehr interessant.


Donnerstag, 1. September 2016

Absolut glücklich im Land der aufgehenden Sonne!

Es tut mir leid, dass ich mich erst jetzt wieder melde, dennoch habe ich bei meiner neuen Gastfamilie einfach kein WLAN zuhause und muss daher diesen Eintrag hier vom Handy aus posten.
Gerade sitze ich im Zug nachhause  und wir erreichen gleich die Station Funabashi... Sie ist nach wie vor etwas besonderes für mich, da ich schließlich vier Monate in Funabashi lebte. Ich liebe diese Stadt und denke auch noch ab und zu noch an meine erste Gastfamilie. Auch wenn es dort nicht so rund lief wie es eigentlich laufen sollte, sind sie immerhin meine erste und längste Gastfamilie gewesen und damit etwas besonders. Meine erste Gastmutter schrieb mir auch, dass ich auch besonders für sie bin, weil ich die erste Austauschschülerin bin, die sie bislang aufgenommen hatten. Ein schönes Gefühl. Ich vermisse sie.
Dann fange ich mal an zu berichten... 
Meine neue Gastfamilie gefällt mir richtig gut, vor allem meine kleine zweijährige Gastschwester und die beiden unglaublich liebenswerten Möpse! Sie sind sehr, sehr, sehr nett und unterstützen mich unglaublich gut, vor allem meine Betreuerin. Ich habe sie in der kurzen Zeit mit ihr schon wieder sehr lieben gelernt und bin ihr unglaublich dankbar für so vieles! Sie ist echt eine tolle Betreuerin! WYS gefällt mir mittlerweile auch sehr gut und ich kann sie für ein Austauschjahr in Japan auch sehr empfehlen.
Sonntag traf ich übrigens eine andere Lea, die nach Hanyu in Saitama, Japan gezogen ist. Wir haben Purikura aufgenommen und waren in Shinjuku und Akihabara in Tokyo! Es war toll! Sie ist total lieb und ich wünsche ihr auch noch alles Gute! Bestimmt werden wir uns bald noch wiedersehen.




















Am Dienstag war ich dann mit meiner besten Freundin hier in Japan Karaoke singen und Purikura im Cosplay aufnehmen! Das hat richtig Spaß gemacht! Danke auch dir wieder, liebe Yurina. Du bist die beste.





















Am Mittwoch war ich dann in der Schule im Club nach langer, langer Zeit wieder. Das tat auch gut, sich wieder mit den Leuten dort zu unterhalten.
Hier seht ihr zwei liebe Mädchen aus meinem Kunstclub:



Heute am Donnerstag, dem 1. September, endeten leider schon wieder die Sommerferien und ich musste wieder zur Schule. In der Schule heute hat sich der zweite Austauschschüler, der erst seit einigen Wochen hier in Japan ist, dann vor uns allen vorgestellt. Er kommt aus Amerika und hat schon seinen Abschluss an einer Universität in Kalifornien absolviert. Ein Genie also. Mit ihm geredet habe ich noch nicht aber das wird sicher noch kommen. 
Danach war ich heute noch mit meiner besten Freundin wieder Purikura machen in einem anderen Cosplay und daraufhin sahen wir den Film Kimi no na wa. Meine Freundin musste voll weinen aber ihr war es unangenehm, es vor mir zuzugeben. Na ja, auch nicht schlimm. Ich mag sie jedenfalls sehr und bin froh, sie kennengelernt zu haben. Das Kennenlernen mit ihr war eher zufällig in der Schule und nun haben wir uns schon oft getroffen. Es macht jedes Mal Spaß!


Generell geht es mir in diesem wunderschönen Land unglaublich gut und ich bin sehr, sehr, sehr, sehr, sehr glücklich. Unglaublich, dass ich Ende Januar nächstes Jahr schon wieder nachhause muss... Dabei habe ich mir nun alle Beziehungen hier gut aufgebaut und mein Japanisch ist auch fast perfekt. Damit erfülle ich also den Zweck eines Austauschjahres, das ist doch schön.