Sonntag, 24. Juli 2016

Mein erster Tag in Ehime

Obwohl ich hier zur Zeit kein WLAN habe, versuche ich trotzdem, meinen Blog so aktuell wie möglich zu halten. Nun, heute geschah er also, mein erster Gastfamilienwechsel während meiner Zeit hier in Japan.




















Heute morgen wurde ich gegen 05:00 Uhr von meiner Gastmutter und meiner Gastschwester geweckt und wir verabschiedeten uns voneinander. Vor ihnen hielt ich mich sehr stark, aber kaum waren sie weg, weinte ich schon wieder. Meine Gastmutter hatte die Zeit über auch immer versucht, mir die Nähe zu geben, die ich aus Deutschland gewöhnt war, was sie auch geschafft hat. Allein mit der Geste, meinen Kopf zu streicheln, zeigte sie mir wieder ihre Zuneigung zu mir, denn sie macht so etwas nie. Generell, Japaner machen so etwas einfach nicht. Obwohl ich sie erst vorhin noch gesehen habe, so vermisse ich sie jetzt schon total. Das ist nicht so gut, denn meine jetzige Gastfamilie ist auch total toll! Nun, nach dem Abschied heute morgen stand ich auch schon auf. Gestern war ich im Büro von WYS und erhielt dort mein Flugticket und auch den Ablaufplan. Gegen 08:00 Uhr sollte ich von Tsudanuma aus in den Zug in Richtung Flughafen Tokyo-Narita steigen (genauer in die Yokosuka-Line 横須賀線). Also hatte ich noch viel Zeit und gab dem Zimmer, in dem ich vier Monate lebte, den letzten Feinschliff. Ich hinterließ es sehr, sehr ordentlich und sauber.
Von Hina verabschiedete ich mich noch einmal gestern Abend. Es war irgendwie total komisch gestern. Also die Stimmung im Haus. Hina schien eher gleichgültig zu sein und Hiiro schien es emotional mehr zu treffen. Obwohl meine Gastmutter und Hiiro sich mehrmals verabschiedet haben und meinten, dass sie nun ins Bett gehen würden, so kamen sie eine halbe Stunde später doch noch einmal runter zu mir und verabschiedeten sich wieder. Mein Gastvater hat wieder leckeres Essen auf den Tisch gezaubert, was ich echt nett von ihm fand.
Heute morgen brachte mich dann also mein Gastvater zum Bahnhof Tsudanuma, doch davor noch kurz zu 7-11, damit ich Geld abheben konnte. Ich verbeugte mich sehr formell und bedankte mich für die vier Monate. Es fiel mir so schwer, tschüss zu sagen.
Am Bahnhof wurde es nicht besser, als ich auf den Zug wartete. Ich weinte unglaublich viel, ich konnte einfach nicht mehr aufhören. Eine Frau fragte mich sogar, ob alles in Ordnung sei... nein... ja... Der Zug kam auf die Minute genau und ich fuhr durch nach Narita. Im Zug erst bemerkte ich, dass die Präfektur Chiba gar nicht nur aus Industriegebieten bestand, sondern auch aus vielen, vielen Wäldern, Reisfeldern und Bergen. Ich war sehr positiv überrascht. Ich liebe Natur sehr!
Am Bahnhof beim Flughafen traf ich dann auf Fujisawa-san, die zusammen mit ihrer Tochter Aoi mich begleiten sollte. Erst jetzt bemerkte ich etwas. Im Büro machte Fujisawa-san nie Anstalten darüber, ihren Mitmenschen etwas über ihr Privatleben zu erzählen. Dass sie eine Tochter hatte, war mir völlig neu. Japaner behalten Privates also wirklich nur für sich, was ich unglaublich fand. Aoi ist jedenfalls zwei Jahre alt und total liebenswert!
Am Flughafen gab es keine Komplikationen und ich gelangte auch schnell ins Flugzeug.
Leider durfte ich mir meinen Sitzplatz nicht aussuchen und wo saß ich? Am Gang. Schön, da bekomme ich mal die Gelegenheit, Japan von oben zu sehen, kann sie jedoch nicht nutzen. Hauptsache, Leute sitzen am Fenster, die dann eh schlafen. Danke!


Am Gate. Ich flog also wirklich nach Matsuyama, ich kann es, obwohl ich nun hier bin, immer noch nicht glauben. Es kommt mir wie ein Traum vor.

Das Flugzeug, welches mich nach Matsuyama brachte.
Der Flug verlief sehr gut und verging auch sehr schnell. Ich kam sogar zu früh an, sodass dann ich es war, die auf meine Gastfamilie wartete und nicht andersrum. Als sie auf mich zukamen, erkannte ich sie sofort, weil ich schon ein Bild von einem Mädchen namens Julia, welches bis Juni dieses Jahr mit ihnen für zehn Monate zusammenlebte, zu sehen bekam. Frau Lauterbach gab mir glücklicherweise ihre Kontaktdaten.
Meine Gastfamilie war daraufhin etwas verwundert, warum ich sie schon erkannte, ohne sie je gesehen zu haben. Ich erzählte ihnen dann, dass ich von Julia schon ein Bild von ihnen zu sehen bekam und ihre Verwunderung schwand dahin.
Wir liefen dann zu ihrem Auto und sofort sah ich es wieder... diese Berge! Noch nie hatte ich so viele schöne Berge zu sehen bekommen, ich war so begeistert. Übrigens war es in Matsuyama nicht so heiß wie in Chiba, was auch etwas unglaublich ist.
Wir fuhren daraufhin Mittagessen in der Nähe von ihnen, es gab Udon. Ehime ist sehr bekannt für Udon, wie es scheint. Es war unglaublich köstlich. Dort bemerkte ich jedoch viele Unterschiede zu meiner vorherigen Gastfamilie. Meine vorherige Gastmutter wollte gerne "Mama" genannt werden und ich fragte meine neue Gastmutter daraufhin auch, ob ich sie so nennen darf. Sie dachte irgendwie, ich würde sie auf den Arm nehmen und sie bestand darauf, "Okaasan" genannt zu werden. Gut, das soll nun nicht das Problem sein. Außerdem musste ich mein Essen selbst bezahlen, das hat mich auch etwas gewundert, denn meine vorherige Gastfamilie hat mir immer das Essen bezahlt gehabt, wenn wir irgendwo zusammen draußen essen waren. Gut, das merke ich mir nun auch.
Danach fuhren wir nachhause und da ich ihr Haus zuvor schon auf GoogleMaps zu sehen bekam, haute es mich nicht so sehr um. Auf GoogleMaps konnte ich sogar schon ihre Hündin Nana sehen, das war voll süß! Nana ist in echt auch einfach nur so ein Schatz, ich bin so verliebt in sie. Ihr Haus ist sehr, sehr groß und mein Zimmer befindet sich ganz oben. Das Haus hat nämlich zu dem Erdgeschoss noch zwei Stockwerke.

Die Hündin Nana, die, wenn sie bellt, wie ein Wolf klingt, finde ich.
Mit ihr gingen wir dann auch zu dritt daraufhin spazieren und bei dem Spaziergang bekam ich schon meine neue Gegend zu sehen. Sehr hügelig, dennoch wunderschön.
Später liefen meine Gastmutter und ich dann zusammen zu einem in der Nähe gelegenen Schrein, wo ein kleines Sommerfest stattfand.

Der Schrein, wo es nur so von Menschen wimmelte, jedoch nicht von Ausländern.

Dort kauften wir uns dann Essen, ich mir Pommes Frites, meine Gastmutter sich Okonomiyaki, welches sie dann mit mir teilte. Es war sehr köstlich.
Auch kauften wir uns dann Kakigoori.
Wir fragten dann noch jemanden, ob er von uns ein Bild machen kann, denn ich wollte unbedingt schon eines haben mit meiner Gastmutter. 

Das ist sie: Gastmutter Kimiko!

Wir sahen auch ein Insekt, welches gerade auf dem Weg war, sich zu einem ausgewachsenen Insekt zu entwickeln. Ich glaube, das ist eine Zikade...

Der Schrein liegt etwas höher gelegen auf einem Berg und wir hatten eine schöne Aussicht auf Matsuyama. Es war so wunderschön. Der Berg, der da übrigens in der Mitte aufragt... dort liegt das Schloss Matsuyama, wo ich hoffentlich mal hingehen werde.

Als wir dann zurück nachhause liefen, verfärbte sich der Himmel und es sah echt wunderschön aus. Ehime gefällt mir, obwohl ich noch nicht mal einen ganzen Tag hier bin, schon sehr gut und ich bin sehr, sehr positiv überrascht. Hoffentlich verbringe ich hier weiterhin so schöne Tage, auf die ich, selbst wenn ich schon wieder in Deutschland bin, noch positiv gestimmt wehmütig zurückblicken kann. Danke für diesen wundervollen Tag.

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