Samstag, 23. Juli 2016

Beim Zahnarzt

Heute war also mein letzter Tag in der Präfektur Chiba und er hätte nicht entspannter laufen können. Einerseits stand ich total unter Stress wegen meinem Gepäck, aber andererseits habe ich sonst nicht viel gemacht und das tat gut.
Wie es im Titel steht, musste ich heute dennoch zum Zahnarzt. Ich habe meiner Gastmutter vor ein paar Tagen gesagt, dass der Draht meiner festen Zahnspange ein bisschen pikt, es jedoch nicht so schlimm sei. Was versteht meine geliebte Gastmutter darunter? Sie dachte, ich hätte extreme Schmerzen, die meine depressive Stimmung erklären würden. Falsch! Ich bin nur so depressiv, weil ich euch verlassen muss? Wer hätte gedacht, dass ich so etwas noch je sagen würde. Ich bin wirklich traurig, diese Familie verlassen zu müssen, nach allem, was mit ihnen geschehen ist. Aber am Ende versteht man sich ja eh dann immer gut.
Am Nachmittag hatte sie mich also mit dem Auto nach Narashino zum Zahnarzt genommen. Da sie in einem Krankenhaus dort in der Nähe arbeitet, kennt sie viele Ärzte, unter anderem natürlich auch diesen Zahnarzt. Dort angekommen mussten wir unsere Schuhe gegen Hausschuhe eintauschen. So etwas gibt es natürlich nur in Japan. Wir mussten auch gar nicht lange warten, bis wir vom Arzt direkt in Empfang genommen wurden. Sofort wurde ich dazu gedrängt, mich tief zu verbeugen. Danach ging es in ein kleines Behandlungszimmer. Die Behandlung tat nicht mal weh oder so, aber trotzdem hielt es meine Gastmutter für angebracht, meine Hand zu halten. Auch schien sie total interessiert zu sein. Feste Zahnspangen sind in Japan nicht oft vertreten und ich persönlich kenne sogar niemanden, der eine hat oder hatte. Im Endeffekt schnitt mir der Zahnarzt nur ein ganz kleines Stück des Drahtes am Ende ab und mehr geschah da auch nicht. Meine Gastmutter hatte sich jedoch das schlimmste ausgemalt. Ich verstehe Japaner manchmal immer noch nicht.
Die Behandlung war übrigens komplett kostenlos. Total nett!
Danach ging es nachhause und da geschah auch etwas sehr für mich unverständliches.
Sie begannen schon alle, sich von mir zu verabschieden. Mit alle meine ich auch alle, denn mein Gastvater war ebenfalls da. Vor allem haben sie das so langgezogen. Wir haben bestimmt eine Stunde damit verbracht, nur uns zu verabschieden, obwohl klar war, dass wir uns bald wiedersehen würden, da ich schließlich nur einen Monat wegsein würde. Außerdem hatten sie es doch selbst so gewollt. Deshalb war es für mich unverständlich.
Jetzt am Abend, als sie dachten, ich würde schon schlafen, kamen Hiiro und Yumi noch in mein Zimmer und verabschieden sich nochmals mehrfach. Ich musste weinen. Morgen früh wird es sicher noch schlimmer werden und irgendwie kann ich nicht glauben, dass dieses Leben mit ihnen nun verschwindet und ein neues Leben in einer neuen Familie in einer völlig neuen Region beginnt. Ich bin mehr als nervös, das ist wohl auch verständlich.

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