Mittwoch, 1. Juni 2016

Eine Problemschule

Heute soll es noch um eine nicht so schöne Seite Japans gehen.
Zu den tollen Eliteschulen wie meine, die nur von reichen und schlauen Jugendlichen besucht wird, gibt es auch solche, die leider ziemlich heruntergekommen sind.
Ein Beispiel für meinen Fall wäre die Chiba Prefectural Urayasu Minami High School (jap. 千葉県立浦安南高等学校). Ich bin keine Schülerin dieser Schule und werde es auch nie sein, aber nach allem, was ich über diese Schule gesehen, gehört und selbst erlebt habe, kann ich sagen, dass diese Schule definitiv eine sehr schlechte ist. Der Durchschnitt (偏差値) liegt bei ungefähr 33 Punkten von 100, während er bei mir auf die 65 Punkte zugeht. Allein das sagt schon vieles aus.
Doch kommen wir mal zu den Schülern selbst.
Dadurch, dass unsere Schulen ziemlich in der Nähe voneinander liegen (man muss von meiner Schule aus eine Straße nur immer weiter abwärts Richtung Meer entlanglaufen, um dorthin zu gelangen), sehe ich oft Schülerinnen und Schüler der Schule. Die Mädchen rollen ihre Röcke extrem weit nach oben und tragen die Uniform sehr unordentlich. Viele haben gefärbte Haare und ich habe auch schon Ohrringe, Piercings und Schmuck allgemein ausmachen können. Scheinbar besuchen auch nicht viele einen Club, denn ich habe oft schon Leute gesehen, die schon gegen 15:30 Uhr am Bahnhof Shin-Urayasu auf den Zug nachhause warteten. Die Jungs verhalten sich nicht besser. Sie kürzen oftmals ihre Hose, tragen die Hemden nicht richtig, haben Ohrringe und auch gefärbte Haare. Auch das sind Indizien dafür, dass die Schule überhaupt nicht streng ist und sich niemand an die Regeln hält. Hier in Japan ist das Befolgen von Regeln der Beweis für Gehorsamkeit, der darauf schließen lässt, wie gut eine Schule ist.
Das war noch gar nicht alles. Eine Sache, die ich persönlich erlebt habe, gibt es noch.
Auf diese Schule scheinen auch viele finanziell schlechter gestellte Leute zu gehen, was ja nicht das Problem ist. Auch gehen dort einige hin, die eventuell körperlich eine Behinderung aufweisen, das habe ich gesehen. Der eine Junge war zum Beispiel extrem dünn und sah gebrechlich aus und das andere Mädchen, von dem ich euch jetzt erzähle, ist vielleicht nur halb so groß wie ich, sieht im Gesicht jedoch deutlich älter als wir alle aus, was nicht nur am Make-Up lag.
Ich habe um ehrlich zu sein sogar etwas Angst vor diesem Mädchen. Sie sieht so aus, als würde sie auch Gewalt anwenden, würde es erforderlich sein. Einmal, als wir alle auf den Bus in Richtung Bahnhof Urayasu gewartet haben, ist sie zu einem Bus gegangen und hat versucht, ihn von außen zu beschädigen. Der Busfahrer und ein Zivilist haben sie davon abgehalten und gehörig ausgeschimpft und anstatt sich zu entschuldigen, hat sie laut geflucht, mit Beleidigungen um sich geworfen und ist weggerannt. Ihren Rock hat sie so weit hochgezogen, dass ich ernsthaft ihre Unterhose sehen konnte. Ich wusste nicht, was ich davon halten soll. Nur habe ich von dieser Schule ein extrem schlechtes Bild bekommen. An meiner Schule wird übrigens auch ziemlich oft schlecht über sie geredet. Es ist irgendwie auch etwas traurig, so zu hören.
Ja, auch in Japan gibt es solche Problemschulen. Deutschland ist damit nicht allein.
Das zu sehen hat mich froh gemacht, auf eine Privatschule mit Niveau geschickt worden zu sein. Dennoch gibt es natürlich auch an Privatschulen Probleme, zu denen ich ein andermal kommen werde.

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