Mittwoch, 6. April 2016

Das erste Mal in einer japanischen Schule

Heute ist es also echt geschehen: ich war das erste Mal in einer japanischen Oberschule.
Es war so alles so neu für mich und vieles entsprach auch nicht meinen Vorstellungen. So ist eben die Realität, dachte ich mir.
Meine Gastmutter und ich hatten um 11:30 Uhr da zu sein. Übrigens war ich nicht die einzige, die so extrem aufgeregt und nervös war, denn meine Gastmutter war genauso nervös. Sie meinte, sie war schon sehr lange nicht mehr in einer japanischen Oberschule drin und schon gar nicht in einer Privatschule. Dabei erzählte sie mir, dass sie auf eine öffentliche Schule in der Nähe ging. Mein Gastvater ging dagegen auf eine öffentliche Oberschule in einer anderen Stadt in der gleichen Präfektur. Sie lernten sich dann irgendwie in einem Restaurant oder so kennen. Ich fand das alles jedenfalls ziemlich interessant!
Mein Gastopa holte uns dann gegen 10:30 Uhr von zuhause ab und brachte uns zu einem Bahnhof in der Nähe, wo wir in die Bahn einstiegen und so fuhren, wie ich es schon einmal in den Tagen zuvor getan hatte. Der Weg klappte gut. Bis wir in der Stadt, in der meine Schule ist, ankamen. Der Bus war gerade schon abgefahren, es hatte also gar keinen Sinn, zu warten. Wir liefen also. Wir liefen den Weg auf der großen Straße, den ich Ende März auch nahm, doch das scheint ein echt schlechter Weg zu sein, da man so einen großen Umweg eigentlich macht. Hoffentlich bringe ich einen kürzeren Weg in Erfahrung die nächsten Tage...
Wir kamen also leider zu spät. Als wir im Bereich für Besucher der Schule ankamen, wurden wir auch schon sofort von meinem Lehrer, der die Verantwortung von jetzt für mich übernimmt, empfangen und zu einem Zimmer geführt, in dem ich mich kurz vor anderen dort anwesenden Lehrern vorstellte. Bevor ich dort eintreten konnte, wurde ich von einigen Mädchen aus meiner scheinbar zukünftigen Klasse empfangen. Ich konnte mir leider nur einen Namen merken. Wir schüttelten uns die Hände und sie lächelten mich total lieb an. Ich freue mich schon so auf sie! Im Zimmer angekommen, saßen wir dann dort kurz zu dritt und entschuldigten uns mehrfach, dass wir zu spät gekommen waren. Bis plötzlich ein muskulöser und größer gebauter Mann das Zimmer betrat. Mir wurde die ersten Minuten des Gespräches nicht klar, um wen es sich bei dieser Person handelte, doch dann klingelte es. Mein Klassenlehrer!!! Ich war geschockt, denn ich hatte mir Japaner als zierlich vorgestellt, so wie es mein anderer Lehrer eigentlich auch war, aber Fehlanzeige. Wie es scheint, ist er im Rugby-Club tätig, der für mich definitiv niemals in Frage kommen wird.
Übrigens laufen hier alle Lehrer in einem Anzug und die Lehrerinnen in Röcken und Kleidern herum, also sind hier alle sehr förmlich gekleidet. Die Schüler hier natürlich auch, denn sie haben eine festgelegte Schuluniform zu tragen, die ich schon mehrmals gesehen habe im Zug, aber auch natürlich schon in der Schule selbst.
Mir wurden also während des gemeinsamen Gesprächs erst einmal die Visitenkarten von beiden Lehrkräften überreicht. Wie professionell! Oder liegt das nur daran, dass ich auf eine Privatschule gehe? Ich weiß es echt nicht...
Danach bekam ich noch meinen Stundenplan, der erst einmal so bleibt. Das bedeutet, dass ich vorerst genau die gleichen Fächer haben werde wie meine Klassenkameraden. Ich wählte übrigens statt Shodo (japanische Kalligraphie) und Kunst Musik als Wahlfach. Mal sehen, wie das hier so wird. Welchem Club ich beitreten möchte, weiß ich natürlich noch nicht.
Auch bekam ich zu einem kleinen blauen Buch mit einem Kalender, all den Schulregeln usw. eine Liste mit den Namen und einem kleinen Foto meiner zukünftigen Klassenkameraden ausgehändigt! Ich werde die Nummer 43 in der 2-6 sein. Damit bin ich die letzte. Meine Klasse besteht aus deutlich mehr Mädchen als Jungen. Wir sind 32 Mädchen und 11 Jungen... Obwohl meine Schule sportorientiert ist und eigentlich viel mehr Jungen sie besuchen! In meiner Klasse ist das jedenfalls anders.
Ich habe auch eine lange Liste bekommen mit Schulbüchern, die ich auf jeden Fall kaufen muss. Zwei bekam ich schon geschenkt, nämlich für Englisch. Das wird ein teurer Spaß.
Danach kam es zum spannenden Teil: Die Schuluniform.
Da meine Schule schon seit Jahren regelmäßig Austauschschüler aufnimmt, kamen da einige Teile der Schuluniform zusammen. Ich probierte alles mögliche an und stellte glücklicherweise mit, dass mir vieles passt. Die Krawatte sowieso. Dann bekam ich noch eine graue Weste, drei weiße Blusen, Sportschuhe für draußen, den Sommerrock, den Blazer für die Winteruniform und auch die Schultasche. Die schwarzen Lederschuhe für draußen, knielange Strümpfe, Oberteile der Sommeruniform (Poloshirts) sowie die ganzen Sportuniformen muss ich mir definitiv kaufen, wie den Winterrock, den ich gar nicht erst anzuprobieren brauchte, da die beiden, die vorrätig waren, wirklich viel zu groß aussahen. Der Sommerrock ist etwas eng, hoffentlich komme ich mit dem klar.
Um all die Teile anzuprobieren, musste ich mit einer Lehrerin sehr oft zu einem Raum, der auf der anderen Seite des Ganges liegt, hinlaufen, nur um mich dort umzuziehen. Das alles war sehr zeitaufwendig, dennoch zu schaffen.
Das war nicht die Spitze des Eisberges, denn die kommt jetzt noch: ich durfte mich sehr glücklicherweise auch noch dem Schulleiter persönlich vorstellen gehen. Er ist sicher nett, dennoch wurde dort viel geschwiegen und ich war sehr aufgeregt und nervös. Zu viel Aufregung an nur einem Tag!
Nach all den Gesprächen fuhr ich mit meiner Gastmutter schließlich mit dem Bus zurück nach Shin-Urayasu, wobei sie mir echt helfen musste, all die Sachen zu tragen. Es wurde auf einmal alles zu viel. Dort angekommen kaufte ich mir direkt neue Schuhe. Schwarze Lederschuhe für die Schule und auch Turnschuhe für die Freizeit. Zudem fuhr ich gerade eben mit meinem Gastopa nach Kita-Narashino, wo ich mir mein Zugticket für die Schule anfertigen ließ. Ich habe dafür so einen Zettel von der Schule bekommen, damit das billiger wird, dennoch war es trotzdem sehr, sehr, sehr teuer. Es wird bis Anfang Juli gültig sein.
Der Preis ärgert mich wirklich. Ich habe mit deutlich weniger gerechnet. 35820 Yen sind fast 350€ für drei Monate. Zudem gilt das Ticket nur für den Hinweg zur Schule und zurück, wobei ich für den Bus jeden Morgen noch extra Geld zahlen darf.
Übrigens würde ich euch gerne jetzt schon ein Bild von meiner Schuluniform zeigen, doch ich habe sie ja noch nicht vollständig... Geduld bitte.
Dennoch freue ich mich schon unglaublich doll auf meinen ersten Schultag, der nicht wie erwartet morgen, sondern erst übermorgen stattfinden wird. Ich bin mir sicher, dass ich an dieser tollen Schule eine gute Zeit haben werde bei all der Unterstützung und dieser netten Gastfamilie! Danke für alles!

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