Samstag, 3. September 2016

Aus Albtraum wird leider Realität

Eigentlich bin ich gerade in einer total schlechten Stimmung, heute würde ich mal als den schlimmsten Tag meines Lebens hier in Japan bezeichnen. Diesmal wirklich.
Der Albtraum wurde Realität.
Ayukawa-sensei, der Lehrer, der mich betreut, meinte schon einige Tage zuvor, dass meine Betreuerin Yurie gerne zur Schule kommen möchte, um den aktuellen Stand der Dinge auch mit meiner Schule zu besprechen. Wie Ayukawa-sensei da mit mir geredet hat, ist mir immer noch sehr ins Gedächtnis eingebrannt. Sehr anders als sonst immer. Er klang irgendwie... enttäuscht? Er hat mich etwas heruntergemacht und mich fast nicht reden lassen und erzählte mir, dass mir nun sehr stark gedroht wird, dass man mich bald nachhause schickt aufgrund dessen, dass ich keine Gastfamilie zur Zeit mehr habe. Dennoch erwähnte er dann noch, dass er das sehr schade finden würde und er auch für mich versuchen wird, ein gutes Wort einzulegen. Heute war es dann schon soweit. Eigentlich hätte ich gar keine Schule gehabt heute, ging dennoch erstens wegen dem Besuch meiner Betreuerin, aber auch wegen meinem stattfindenden Kunstclub zur Schule. Im Kunstclub aß ich voller Angst und Panik mein von Yurie (meiner Betreuerin) zubereitetes Lunchpaket, redete noch mit allen möglichen Leuten und erzählte auch schon, was nun geschehen würde. Bis es kurz vor 13 Uhr war. Ich verabschiedete mich also von meinem Leuten im Kunstclub und ging herunter in das Zimmer, wo wir uns treffen würden und legte dort schon meine Sachen ab und ging daraufhin ins Erdgeschoss, um meine Schuhe zu wechseln und draußen auf Yurie zu warten, um ihr zu zeigen, wie man zu dem Zimmer kommt, in dem wir uns zu viert treffen. Ich stellte mich direkt an die Bushaltestelle, da ich eigentlich erwartete, dass sie mit dem Bus angereist kommt. Bis ein Taxi mich hupte... Yurie... peinlich. Ich lief das kurze Stück sprintend zur Schule zurück und da war sie auch schon. Die Teufelin. Ich ging also ahnungslos mit ihr zu dem Zimmer, wo Yamada-sensei (mein Klassenlehrer) und Ayukawa-sensei schon auf uns warteten. Das Gespräch fing schon so furchtbar an... sie erzählte von allen Ereignissen bis hierhin und betonte vor allem nur meine Problemzonen. Sie benutzte sehr höfliches Japanisch und verpackte dies in lange Sätze und sprach zudem noch sehr schnell, da ich den Inhalt allerdings schon auswendig kannte, verstand ich sie. Dann sollte ich rausgehen und in einem anderem Zimmer nebenan warten. Nach ungefähr 20 Minuten holten sie mich zurück und verkündeten mir ganz offen, dass ich nachhause geschickt werde sehr bald.
Wisst ihr, wie ich mich nach diesen Worten gefühlt habe? Meine Welt ist zusammengebrochen. Das kann doch nicht der Wahrheit entsprechen, oder? Sie lügen doch, oder? NEIN, es wird Realität...
 Oh mein Gott...
Ich redete daraufhin nicht mehr viel, fuhr mit Yurie dann nachhause, sprach sogar kein Wort mehr. Im Zug tat ich so, als ob ich schlafen würde, um sie nicht ansehen zu müssen. Meine Tränen unterdrückte ich nur sehr mühsam, in Japan kann man in der Öffentlichkeit nicht weinen. Wie es wohl sein wird, bald wieder zurück in Deutschland zu sein? Ich will es gar nicht wissen, wirklich, ich will hier bleiben... aber es geht nicht, das Urteil wurde gefällt und obwohl ich die Tage davor schon alles versuchte, sie umzustimmen, so kann ich es nicht. Ich werde es noch weiterhin probieren, ich bezweifle aber, dass es etwas bringt. Nein... Ich bin unendlich traurig. Verletzt. Gekränkt. Sauer.
Zuhause ging ich sofort in mein Zimmer und weinte mir meine ganzen Tränen aus. Mit meiner Gastfamilie konnte ich darüber ja nicht reden, sie wollten es ja eh. Ich bin wirklich weg Leute, es tut mir leid. Ich probiere trotzdem, hier wenigstens so fröhlich wie möglich zu klingen...
Wenigstens gab es mein liebstes Essen zum Abendbrot, japanischen Curry, der mich trotzdem nicht glücklich machte. Ich bin todunglücklich.

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